Mein Megamarsch – und was du daraus für dein Leben und deine Abnehmreise lernen kannst
Es war ein ganz normaler Tag, als mich Rebecca – eine Teilnehmerin meines Coachings – fragte, ob ich mit ihr beim 100km Megamarsch mitlaufen wolle. 100 Kilometer. Zu Fuß. Innerhalb von 24 Stunden. Von München nach Garmisch-Partenkirchen.
Ich musste kurz schlucken.
100 Kilometer? Das klingt nicht nur verrückt – das ist es auch. Das ist Marathon mal zwei, plus noch ein Viertel obendrauf. Ich hatte sowas noch nie gemacht. Kein Ultra-Ding, keine Extrem-Challenge, keine dieser Grenzen-sprengenden Events, die man sonst nur aus YouTube-Videos kennt.
Und genau das hat mich gereizt.
Ich fragte meine Frau. Sie kennt mich. Sie kennt diesen Teil in mir, der sich manchmal selbst testen muss. „Mach’s“, sagte sie. Und damit war die Entscheidung gefallen.
Ich wollte einfach nur sehen, wie weit ich komme.
Die „Vorbereitung“: Planlos, aber mutig
Was ich dann als „Training“ gemacht habe? Ganz ehrlich: Nicht viel.
Ein langer Spaziergang (ca. 25km) mit unserem Hund Neo – und eine 20-Kilometer-Nachtwanderung mit Sarah, Anna und Rebecca rund um den Buxheimer Weiher. Einfach mal testen, wie sich Gehen bei Dunkelheit anfühlt. Ob die Füße mitmachen. Ob der Kopf mitmacht.
Das war’s.
Kein Intervalltraining. Kein Tempodauerlauf. Kein 10-Wochen-Vorbereitungsprogramm.
Ich habe mich bewusst gegen Perfektion entschieden. Gegen Plan und Struktur. Weil ich wissen wollte:
Was passiert, wenn ich einfach mal mache?
Ich besorgte mir ein paar Essentials:
– doppellagige Wandersocken (Danke an YouTuber Flo für den Tipp!)
– eine neue Stirnlampe mit starker Laufzeit
– eine Powerbank fürs Handy
– Snacks, Elektrolyte, Energy-Gels
– und mein Geheimtipp: Magolio-magnesium-Spray von Quintessence Naturprodukte – mein Helfer gegen schwere Beine (unbezahlte Werbung)
Keine Wissenschaft. Kein High-Tech. Nur das Nötigste.
Ankunft in München: Kalter Kulturschock
Sarah brachte mich morgens nach Memmingen zum Bahnhof. Die Zugfahrt lief reibungslos – zur Abwechslung mal pünktlich. In München dann der erste Kulturschock: Menschenmassen, Hektik, Lärm, Beton.
Ich komme aus dem Allgäu. Ich bin Naturmensch. Ich kenne Felder, Wälder, Vogelgezwitscher.
München Hauptbahnhof war das komplette Gegenteil: kalt, anonym, laut.
Aber ich ließ mich nicht beirren. Wir fuhren mit der U-Bahn zum Startpunkt – ein Park. Dort sammelten sich Hunderte Menschen mit Wanderausrüstung. Die Stimmung: gespannt, elektrisiert.
Der Start: 13:30 Uhr. Es geht los.
Die Sonne stand hoch. Die Luft war mild. Die Beine frisch. Der Puls ruhig. Und ich dachte:
So fühlt sich Aufbruch an.
Die ersten Kilometer waren traumhaft. Wir liefen an der Isar entlang, entdeckten Flöße mit Grill, Musik, Partystimmung. München kann verrückt sein – aber auch wunderschön.
Und die Strecke? Perfekt ausgeschildert. Sanitäter auf Motorrädern und Fahrrädern begleiteten uns, halfen bei Blasen und kleinen Notfällen. Man fühlte sich versorgt und sicher.
Die erste Station – und die erste große Überraschung
Nach etwa 25 Kilometern kamen wir zur ersten Verpflegungsstation – und die hatte es in sich.
Es gab: saure Gurken, Brühe, Brezeln, Waffeln, Äpfel, Müsliriegel, Elektrolyte, Tee, Kaffee, sogar trinkbare Mahlzeiten.
Ich war begeistert – und vielleicht etwas zu motiviert. Ich musste 2000 Kalorien nachtanken. Viel zu viel auf einmal. Und obwohl ich gegessen hatte, fehlte mir später dennoch die Energie. Ein kleiner, später spürbarer Fehler.
Dann wurde es dunkel – und schwer
Wir liefen weiter Richtung Starnberger See. Die Dämmerung kam, dann der Regen. Mal leicht, mal durchdringend. Rebecca checkte regelmäßig die Wetter-App und fand immer wieder trockene Zeitfenster – wir hatten Glück.
Aber dann kam mein Tiefpunkt. Es war 21:30 Uhr – eigentlich meine Bettzeit. Mein Körper wollte schlafen. Mein Kopf wollte aufhören. Aber ich lief einfach weiter. Ohne Ziel. Ohne Gefühl. Nur Schritt für Schritt.
Der schlimmste Moment kam, als unsere Apple Watches rund 60 Kilometer anzeigten – und dann plötzlich das Schild kam: Kilometer 50.
Diese falsche Hoffnung, schon weiter zu sein, das hat uns mental komplett runtergezogen.
Die Schritte wurden schwerer. Erste Blasen, erste Verluste in der Gruppe. Der Regen hörte nicht auf. Die Nacht war zäh, kalt, nass. Ich kann ohne Übertreibung sagen: Das war mein Endgegner.
Sonnenaufgang: Hoffnung kehrt zurück
Gegen 4:17 Uhr sah ich ein schwaches Licht. Kein Auto, keine Stadt. Die Sonne.
Und mit ihr kam ein Hauch Motivation zurück.
Wir liefen weiter. Und dann kam die dritte Verpflegungsstation – bei etwa Kilometer 65. Ein skurriler Ort: Menschen mit leerem Blick, eingewickelt in Rettungsdecken, wartend auf den Abbruchbus. Einige schleppten sich wie Zopmbies zur Toilette, andere lagen einfach nur da.
Wir stärkten uns mit Linsensuppe, Milchbrötchen, Cola. Und dann stellten wir uns die Frage:
Weitergehen – oder aufgeben?
35 Kilometer lagen noch vor uns. Klingt wenig – wenn man frisch ist. Aber nach 65 Kilometern? Nach einer durchgewanderten Nacht? Da ist jeder Kilometer ein Marathon.
Wir aßen Milchbrötchen, tranken Cola. Und entschieden: Wir gehen weiter.
Die letzten Kilometer – oder der Moment der Entscheidung
Wir gliederten uns gegen 5:20 Uhr, nun ebenfalls wie Zombies, zurück in die stark ausgedünnte Horde und zogen weiter in Richtung Zugspitze. Doch die Kälte wurde stärker. Die Beine schwerer. Der Berg wollte einfach nicht näher kommen. Wir schafften nur noch 3 km/h. Vorher waren es 5. Die Zeit lief. Und irgendwann wurde uns klar:
Selbst wenn wir weiterlaufen – wir würden es nicht rechtzeitig schaffen. Das Ziel würde längst abgebaut sein. Keine Medaille. Kein Empfang. Kein offizieller Abschluss.
Also setzten wir uns an den Rand. Wir hatten gemeinsam entschlossen abzubrechen – schweren Herzens, aber mit klarem Kopf.
Und dann, als hätten wir es geahnt, kam wenig später der Lumpensammler. Der Mann, der die letzten Schilder einsammelt. Der symbolisch den Schlussstrich zieht.
In dem Moment wussten wir: Unsere Entscheidung war goldrichtig. Es war der richtige Zeitpunkt.
Zuhause ankommen – mit Stolz
Ich rief meine Frau Jasmine an. Sie war mit Robin und Hund Neo in Garmisch und wollte uns eigentlich am Ziel empfangen. Doch sie kam uns entgegen, sammelte uns ein.
Im Auto traute ich mich endlich, die Schuhe auszuziehen. Seit vielen Stunden nass. Und was soll ich sagen?
Keine einzige Blase. Keine.
Zuhause angekommen: schlafen. Essen. Und stolz sein.
Was du daraus mitnehmen kannst
Ich habe es nicht ins Ziel geschafft.
Aber ich bin fast 80 Kilometer weit gegangen.
Ich bin losgegangen, obwohl ich nicht wusste, wie weit ich komme.
Und genau das ist es, was ich dir sagen will:
Du musst nicht alles perfekt planen.
Du musst nicht erst fitter werden.
Du musst nicht warten, bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, du weniger Stress hast, oder „der richtige Zeitpunkt“ gekommen ist.
Du musst nur losgehen.
Und vielleicht kommst du nicht bis ganz ans Ziel. Vielleicht brichst du bei Kilometer 80 ab.
Aber weißt du was?
Dann bist du 80 Kilometer weiter als die, die nie gestartet sind.
Jeder Schritt ist ein Sieg.
Auch deiner.
Bleib gesund, bleib mutig – und geh los.
Dein Coach Olli